Pflege

Beschnitt

Es gibt zahlreiche Schnittmethoden, deren Anwendung sich nach Baumart und geplanter Verwendung richtet. Zu den Vorteilen des Zurückschneidens gehören der Erhalt der Größe, um das Bepflücken zu erleichtern; die Beseitigung erkrankter oder beschädigter Pflanzenteile; die Anregung der Fruchtbildung; die Unterdrückung einer Zweijährigkeit (Tendenz bei einigen Sorten) sowie ein astreiner Stamm für die Holzproduktion.

Durch die Auswahl der geeigneten Abstände und Anordnungen für das geplante Projekt kann der Schnittbedarf reduziert werden. Beispielsweise lässt sich durch die enge Bepflanzung einer Fläche mit Hilfsbaumarten wie Erle unter Wirtschaftsbaumarten ein schattiger Bereich erzeugen, durch dessen Einwirken die Wirtschaftsbäume auch ohne Beschnitt gerade und sauber wachsen.

Nachfolgend sind die häufigsten Beschnittarten beschrieben.

Obst- und Nussbäume: In einigen Fällen wird ein Erziehungsschnitt benötigt, um dem Baum die gewünschte Form zu geben und das Anfangswachstum zu fördern; dieser wird gefolgt von einem jährlichen Beschnitt zum Ausgleich der Fruchtbildung und des vegetativen Wachstums. Zwergenhafte Sorten haben einen geringeren Beschnittbedarf und sind einfacher zu beernten, weisen in Low-Input-Systemen aber eine geringere Resilienz auf.

Der Beschnitt von Obstbäumen entlang einer aufsteigenden Mittelachse und horizontalen Seitenästen bietet mehrere Vorteile:

  • Die Fruchtbildung wird beschleunigt.
  • Das Obst wächst an horizontalen Ästen besser als an steil verlaufenden Ästen.
  • Die Äste werden nicht zu schwer, sodass sie vom Schlepper besser umfahren werden können.
  • vereinfachter Beschnitt
  • einfache Ernte (Leitern lassen sich besser anlegen)

Der Nachteil ist die Neigung der Bäume zu größerem Wachstum.

Kurzumtrieb: Hier fällt der Beschnitt mit der Ernte des Wirtschaftsholzes zusammen. Wenn die Bäume zu einem Abweidesystem gehören, ist ggf. ein gelegentlicher Beschnitt erforderlich, um das Blattwerk auf Fresshöhe zu halten.

Wirtschaftsholz: Zwar wachsen viele Bäume in Agroforstsystemen aufgrund der geringeren Konkurrenz um Licht und Feuchtigkeit schneller, doch führt dies zu einer buschigeren Ausbildung, die den Wirtschaftswert des Baumes bei mangelndem Beschnitt senken kann. Sämtliche Seitenäste sollten auf den Stamm zurückgeschnitten werden, bevor sie 4 cm Durchmesser erreichen. Dies gilt je nach Marktanforderungen bis zu 10 Metern. Gegebenenfalls wird dazu eine spezialisierte Baumschnitteinrichtung benötigt.

Pflege der Vegetation unter den Bäumen

Die Regulierung des Vegetationswachstums unterhalb der Bäume ist eine wichtige Maßnahme für die erfolgreiche Etablierung der Bäume in einem Agroforstsystem. Sie reduziert den Konkurrenzdruck um Feuchtigkeit und Licht, der einen jungen Baumsetzling in seinem Wachstum einschränken kann. Es gibt nicht die „eine richtige“ Antwort, aber nachfolgend haben wir verschiedene Möglichkeiten mit ihren Vor- und Nachteilen beschrieben.

Herbizide: Herbizide sind zwar effektive Mittel zum schnellen und billigen Beseitigen der Vegetationsdecke, aber eine vollumfängliche Beseitigung des lebenden Unterholzes legt bloßen Boden frei, der anfällig gegenüber Austrocknung und Erosion ist und den Baumwurzeln keinerlei Schutz bietet – insbesondere in einer heißtrockenen Frühlings- und Sommerperiode. Auch für die Bodengesundheit ist dieses Verfahren nicht zuträglich.

Beweidung: Bei ausreichend robusten Pfählen und einem nahestehenden Baumschutz oder aber mit einem sinnvoll angeordneten Elektrozaun kann eine Beweidung bis knapp vor den Stamm als effektives Mittel zur Verringerung des Konkurrenzdrucks eingesetzt werden. Allerdings ergeben sich dann Risiken, wenn das Vieh die Äste des wachsenden Baums erreicht oder den Boden in der Wurzelzone verdichtet.

Mulchmatten: wirksamer Schutz für einjährige sowie einige mehrjährige Unkräuter, aber umständlich auszulegen und attraktiv für Wühlmäuse.

Holzhackschnitzel: sehr wirksamer Schutz bei einjährigen Unkräutern, gute Feuchtespeicherung und günstig für die Bodengesundheit. Teurer in der Umsetzung, rentiert sich aber erwiesenermaßen aufgrund der schnelleren Etablierung und der erhöhten Baumleistung.

Mechanische Bekämpfung: Beschnitt/Mahd. Wirksam für die Pflege der Vegetation, aber geringe Vorteile für die Feuchtespeicherung. Teuer. Dient meist als letzter Ausweg, wenn andere Methoden fehlgeschlagen sind.

Nicht konkurrierendes Unterholz: Der Pflanzbereich kann auch im Voraus durch Aussäen eines wuchsschwachen Gras- oder Kleegemischs, das nicht mit den Bäumen konkurriert, vorbereitet werden. Wenn wuchsstärkere Sorten nach einiger Zeit die Oberhand gewinnen, sind die Bäume bereits ausreichend etabliert.

Holzernte

Für Bäume in Agroforstsystemen gibt es zahlreiche Möglichkeiten der Beerntung: erste Durchforstungsabfälle bei Wirtschaftspflanzungen, die Schlussernte des ausgewachsenen Wirtschaftsholzes, ein Kurzumtrieb für Hackschnitzel oder Holzbrennstoffe. Bei kleineren Anlagen ist die Motorsäge wahrscheinlich das kostengünstigste Mittel, aber je nach Baumanzahl und Zugänglichkeit des Schlags kann auch die Beauftragung eines spezialisierten Lohnunternehmers mit schwererem Gerät in Betracht gezogen werden. Auf jeden Fall sollte eine Expertenmeinung zur Werteinschätzung größerer Bäume und entsprechenden Marktchancen eingeholt werden.

Obsternte

Wie beim Wirtschaftsholz auch gibt der Bepflanzungsumfang den Investitionsbedarf in Spezialgeräte vor. Auf den meisten kleineren Anlagen sind Agrarkisten und ein Anhänger völlig ausreichend. Bei größeren Anlagen müssen umfangreichere Investitionen getätigt werden, insbesondere wenn das Obst gelagert und nicht nach der Ernte direktverkauft werden soll. Für Beerenobst bzw. bei längerer Lagerzeit ist eine Kühllagerung unverzichtbar.